Eine Andere Welt

satire , sci-fi , utopias

Die Geschichte

„Eine Andere Welt“ ist ein Buch, das mit seinen mehr als 180 rätselhaften Bildern und mit rational kaum fassbaren Kommentaren in 34 Kapiteln schon die Zeitgenossen verwirrte und faszinierte. Es erschien 1843 in 36 wöchentlichen Folgen und im darauf folgenden Jahr in Buchform. Grandville und sein Autor schicken darin die drei Hauptpersonen (in der deutschen Fassung die Neu-Götter Puff, Schwadronarius und Krack von Krackenheim) auf Wanderungen durch Raum und Zeit, wobei sie die unglaublichsten Beobachtungen machen. Im letzten Kapitel treffen die drei auf der Erde wieder zusammen, liefern eine vernichtende Bestandsaufnahme der bestehenden Welt und bauen eine Arche Noah mit Dampfantrieb, um eine neue Welt zu besiedeln. Sie selbst haben dort keinen Zugang, sondern müssen sterben, „nach dem Willen des Himmels und der Verfasser dieses Buches, die nicht wissen, wo sie mit uns bleiben sollen“

 

Der Illustrator

Eine Andere Welt (Originaltitel: Un Autre Monde) ist ein Buch mit Zeichnungen des französischen Karikaturisten und Illustrators Grandville (Geburtsname: Jean Ignace Isidore Gérard) und gilt als eines seiner Hauptwerke. Die französische Erstausgabe erschien 1843/44 im Pariser Verlag H. Fournier, die erste deutsche Ausgabe erfolgte 1847 in Leipzig. Die oft schwer deutbaren Illustrationen gaben schon kurz nach Erscheinen des Buches und während seiner ganzen Rezeptionsgeschichte Anlass zu unterschiedlichen Interpretationen. Grandville (1803–1847) hatte während der anfangs relativ liberalen Julimonarchie des sogenannten Bürgerkönigs Louis-Philippe I. hauptsächlich als politischer Karikaturist für die Zeitschriften „La Caricature“ und „Le Charivari“ gearbeitet. Nach Verschärfung der Pressezensur 1835 widmete er sich vorwiegend der Illustration literarischer Texte, etwa von Victor Hugo, Jean de La Fontaine und Daniel Defoe. Daneben traten Werke mit speziellen, selbst gewählten thematischen Schwerpunkten, in denen er z. B. phantasievoll und satirisch bekannte Sprichwörter (Les cent proverbes) oder die Symbolik von Blumen (Les fleurs animées) interpretierte.

Der Autor

Der Epilog verrät etwas über die jeweiligen Anteile des Zeichners und des Schriftstellers an diesem Werk. Die dazugehörige Illustration zeigt eine Dekoration, die aus den großformatigen Initialen Grandvilles besteht, darin agieren die Werkzeuge der Hauptbeteiligten – unten links und rechts Stichel und Messer des Holzstechers, ganz obenauf der Kreidestift des Illustrators und auf dem Querstrich des „G“ die Schreibfeder, die den im Dunkel liegenden Namen des Autors ein wenig freilegt: T. Delord. Der Schriftsteller und Journalist Taxile Delord (1815–1877) hatte als langjähriger Chefredakteur von „Le Charivari“ mit Grandville zusammengearbeitet, war mit ihm befreundet und schrieb später auch Texte für dessen Buch „Les fleurs animées“. Auf dem Titelblatt von „Un Autre Monde“ wird der Illustrator genannt, nicht aber der Autor. Auch diese Umkehrung der üblichen Praxis ist ein deutlicher Hinweis auf den Vorrang der Zeichnung gegenüber dem Text. Die vorherrschende Ansicht dazu besagt, dass Grandville schon über längere Zeit hinweg Zeichnungen für dieses Buch vorbereitet hatte, für die er dann einen Text benötigte. Er war der Initiator, Delord schrieb erläuternde Texte zu den Bildern. Die gelegentlich vertretene These, der Zeichner habe auch den Text selbst verfasst, ist nicht haltbar. Sein Vertrag mit dem Verlag H. Fournier vom 19. Dezember 1842 sah vor, dass ein Schriftsteller das Buch nach den Vorgaben Grandvilles schreiben werde.

 

Mein Exemplar

WOLFF, O.L.B.].Eine andere Welt. Von Plinius dem Jüngsten.Lpz., Lorck 1847, 4°, marm.neuer Hlederband m.RVerg.XIII S., 1 Bl., 262 S., zahlr.Holzstichillustr.u.32 handkolorierte Tafeln von Grandville.1.dt.Ausg.dieses erstmals 1844 in Frankreich erschienenen Spätwerks Grandvilles.

Die erste Ausgabe in deutscher Sprache erschien 1847 in Leipzig bei der Verlagsbuchhandlung Carl Berendt Lorck. Der Titel Eine Andere Welt von Plinius dem Jüngsten illustriert von J. J. Grandville verweist indirekt auf den römischen Gelehrten Plinius den Älteren (ca. 23–79 n. Chr.) und seine Naturalis historia, eine umfassende naturwissenschaftliche Darstellung der damals bekannten realen Welt. Der fiktive Autor Plinius der Jüngste des Titels beschreibt im Buch also nicht die tatsächliche, sondern eine Andere Welt. Auch in der deutschen Fassung wurde der Autor nicht genannt. Er hieß Oskar Ludwig Bernhard Wolff (1799–1851), war Schriftsteller, Übersetzer und vorübergehend Privatsekretär Goethes. Wolff lieferte eine inhaltlich korrekte, aber relativ freie Übersetzung, um den deutschen Lesern das Verständnis des äußerst ungewöhnlichen Textes zu erleichtern.