Faustmanns Hypsometer

Kann man Tornadogeschwindigkeiten mit Hühnern messen? Waren Modelle von unfassbar schnell fliegende Enten eigentlich Opiumgewichte? Was fängt man mit einem «Centi-MaÎtre-d’Amour» an? Diese wichtigen Fragen des Lebens lassen sich klären. Sie helfen nachzudenken, was Messen eigentlich bedeutet und welche Zumutungen es manchmal darstellt. Von der Seelenwaage des alt-ägyptischen Totenbuchs bis zur modernen Normierung der Eidotterfarbe geht eine Reise zu seltsamen Messgeräten und in dreissig Kapiteln.

«Der Mensch ist das Mass aller Dinge.» Denn er hat das Messen für sich erfunden. Alle Lebewesen messen auf die ein oder andere Art, bewusst oder unbewusst, aber der Mensch hat sein Messen zu einer Kultur entwickelt, die heute eine die Gesellschaft  dominierende Stellung eingenommen hat. Alles nur Denkbare wird vermessen und quantifiziert. Der Quantifizierung folgt eine Bewertung und oft eine Rangliste. Die Messmethoden sind teils skurril, teils naiv und verwunderlich.

 

Die Messung dient der Vereinfachung und Regulierung in Streitfragen des Zusammenlebens und auch der individuellen Disziplinierung. Basierend auf Messungen spielt sich ein Grossteil unseres Zusammenlebens in «rankings» ab. Die grösste Pizza, der fleissigste Torschütze und die meisten Legosteine. Sind diese Kategorien noch einfach messbar, so scheiden sich beim Vermessen von Kunst, Schönheit und Ideenreichtum oder Innovation die Geister. Messung ist Welterklärung. Was nicht messbar ist, existiert nicht. So werden auch Märkte geschaffen und begrenzt. Seit jeher bedient sich deshalb der Mensch originellster Methoden, um zu messen, seine Welt zu erfassen und damit zu beherrschen glauben. Die mathematische Auswertung der Messungen hilft ihm die Welt zu normieren und ­– in aller Regel – auf sich selbst zu beziehen.